HELIOS EtherShare 2.6 Benutzerhandbuch


14 Der Mailserver
14.1 Generelle Bemerkungen
Dieses Kapitel beschreibt die Funktion und die Konfiguration des EtherShare Mailservers. In Verbindung mit dem HELIOS-Mailprogramm, ermöglicht der Mailserver Arbeitsstationen im AppleTalk-Netzwerk das Versenden von elektronischen Nachrichten und Dateien an andere Macintosh- oder UNIX-Benutzer im Netzwerk. Eingehende Post wird im Hintergrund empfangen, während Sie über eine "Benachrichtigungsfunktion bei Posteingang" informiert werden. Sie erhalten auch EtherShare-Server Meldungen wie beispielsweise Druckermeldungen als elektronische Post.
HELIOS Mail macht die Installation und Konfiguration des Mailprogramms Ihres Hosts (z.B. "sendmail") erforderlich. Wenn Sie ein für UNIX (uucp) konfiguriertes Modem an Ihren Host angeschlossen haben, können Sie auch mit den vielen Millionen Benutzern des weltweiten E-Mail-Systems kommunizieren.
Der in EtherShare eingebaute (TCP)-POP3-Server ermöglicht es Ihnen, HELIOS Mail nicht nur von den Macintosh-Clients sondern auch von anderen Clientrechnern aus und mit anderen als nur dem HELIOS-Mailprogramm zu nutzen.
14.2 Das Programm des Mailservers
Das Mailserver-System besteht aus dem Programm "mailsrv". Es wird während der Installation automatisch
im Verzeichnis "$ESDIR" angelegt. EtherShare ist so konfiguriert, dass es "mailsrv" automatisch startet, wenn das UNIX-Betriebssystem hochgefahren wird
mailsrv
Das Programm "mailsrv" implementiert die Mailserver-Funktionen auf dem Host und organisiert die Kommunikation mit dem Macintosh-Progamm HELIOS Mail sowie den UNIX "mail"-Programmen auf dem Host. Zusätzlich benachrichtigt es Macintosh-Benutzer über eingehende Post mit Hilfe der "Benachrichtigungsfunktion bei Posteingang", die an jeder Arbeitsstation im Hintergrund läuft.
Jeder neue Anmeldevorgang von einem HELIOS-Mailprogramm auf einer Macintosh-Arbeitsstation startet einen neuen "mailsrv"-Prozess auf dem Host.
14.3 Parameter des Programms "mailsrv"
Beim Start greift das Mailserverprogramm "mailsrv" zuerst auf die zentrale Konfigurationsdatei "atalk.conf" zu, um seine Konfiguration auszulesen. Das Programm "install" legt diese Datei automatisch mit vorgegebenen Werten ein. Diese können bei Bedarf mit einem Editor wie beispielsweise vi geändert werden. Lesen Sie bitte auch 5.14 "Manuelles Bearbeiten von "atalk.conf"".
Die unten beschriebenen Parameter können für das Programm "mailsrv" in der Datei "atalk.conf" definiert werden (bitte beachten Sie, dass der Programmname "mailsrv" der Parameterliste vorangestellt wird).
name
name=netname1,name=netname2,name=netname3
netname
ist der AppleTalk-(NVE)-Name des Mailservers. Dies ist der Name, unter dem er im Netzwerk bekannt ist. Sie sehen diesen Namen in der Auswahl des Programms HELIOS Mail. Es können optional mehrere Namen in einer Reihe durch Komma getrennt angegeben werden.
Die Vorgabe für netname ist der Name des UNIX-Hosts.
type
type=nettype
nettype
ist der AppleTalk-Typ des Mailservers. Es ist der Typ, unter dem er im Netzwerk bekannt ist. nettype sollte normalerweise auf "MailServer" gesetzt sein.
Die Vorgabe für nettype ist "MailServer".
zone
zone=zonename1,zone=zonename2,zone=zonename3
zonename
ist der Name der AppleTalk-Zone, der der Mailserver zugeteilt sein sollte. Dieser Parameter bestimmt die Zone, in der der Mailserver in der Auswahl des Programms HELIOS Mail zu finden ist. Die gewählte Zone muss eine der lokalen Zonen sein, mit denen der Host verbunden ist. Sie können dies mit dem Programm "zones -l" testen. (Siehe auch die Beschreibung des Parameters zone in 13.3 "Die Parameter des Programms "admsrv"")
Die Vorgabe für zonename ist "*". Gemeint ist damit die Zone des ersten Eintrags des ersten Netzwerkadapters in der Datei "atalk.conf". Es können optional mehrere Namen in einer Reihe durch Komma getrennt angegeben werden. Zum Beispiel:
admsrv: zone="marketing", zone="support",
zone="developer"

localwinsize
localwinsize=maxlpackets
maxlpackets legt die maximale Anzahl der Datenpakete fest, die während einer Transaktion von dem Programm "mailsrv" über das Netzwerk an die Arbeitsstationen geleitet werden. Die Anzahl der Pakete muss eventuell limitiert werden, wenn die Größe des Speichers der Arbeitsstationen zu klein ist. maxlpakkets kann variiert werden, um die Datentransferrate zu optimieren.
Die Vorgabe (und das Maximum) für maxlpackets ist 8.
remotewinsize
remotewinsize=maxrpackets
maxrpackets legt die maximale Anzahl der Datenpakete fest, die während einer Transaktion von den Arbeitsstationen über das Netzwerk an das Programm "mailsrv" geleitet werden. Die Anzahl der Pakete muss eventuell limitiert werden, wenn die Speichergröße im UNIX-Host zu klein ist. maxrpackets kann variiert werden, um die Datentransferrate zu optimieren.
Die Vorgabe (und das Maximum) für maxrpackets ist 8.
spooldir
spooldir=spooldirectory
spooldirectory
ist das Verzeichnis, in dem eingehende Post zwischengespeichert wird. Ausgehende Post wird nicht zwischengespeichert, da sie direkt an das UNIX-Mailsystem weitergeleitet wird.
Die Vorgabe für spooldirectory ist "/var/spool/mail" oder "/var/mail" (je nach eingesetztem UNIX-Betriebssystem).
mailinterval
mailinterval=seconds
seconds
legt das Zeitintervall in Sekunden fest, nach dem das Mailverzeichnis erneut auf eingegangene Post überprüft wird. Normalerweise verwenden Sie für die Benachrichtigung über eingegangene Post stattdessen das Programm "biff", das sie unmittelbar über neue Post informiert. Zudem verursacht die Nutzung des Programms "biff" weniger zusätzliche Systemlast.
Der Mailserver sucht nur dann alle durch den Parameter seconds angegebenen Sekunden nach eingegangener Post, wenn das Programm "biff" deaktiviert wurde oder aus anderen Gründen nicht verfügbar ist.
Die Vorgabe für seconds ist 60 (eine Minute).
biff
[no]biff
Dieser Schalter legt fest, ob das UNIX-Programm "biff" zur Benachrichtigungen über eingegangene Post verwendet wird oder nicht. Die Nutzung des Programms "biff" ist die bevorzugte Methode, da weniger zusätzliche Systemlast entsteht als wenn der Mailserver regelmäßig nach eingegangener Post forscht. Allerdings wird das Programm "biff" in einigen Systemen bereits von anderen Programmen wie beispielsweise "comsat" verwendet und steht eventuell für die Verwendung vom Mailserver nicht mehr zur Verfügung. In diesem Fall schaltet der Mailserver automatisch wieder auf seine eigene Methode der aktiven Abfrage des Mailverzeichnisses zurück.
Wenn Sie das Programm "biff" von der Nutzung durch das Programm "comsat" lösen möchten, um es in Verbindung mit dem Mailserver zu verwenden, kommentieren Sie die entsprechende Zeile in der UNIX-Konfigurationsdatei "/etc/inetd.conf" aus, indem Sie das Zeichen "#" am Anfang der Zeile eingeben.
Initialisieren Sie dann das Programm "inetd" mit dem Befehl "kill -1 xxx" neu, wobei "xxx" für die Prozess-ID des Prozesses "inetd" steht. Halten Sie schließlich das AppleTalk-Netzwerk mit dem Skript "stop-atalk" an und starten es mit dem Skript "start-atalk" neu.

Historie: "Biff" hieß der Hund eines Berkeley-Programmierers, der einen Teil des UNIX-Mailsystems geschrieben hat. Biff hatte die Angewohnheit jedes Mal zu bellen, wenn der Postbote einen Brief an der Tür ablieferte.

Die Vorgabe diesen Schalter ist biff (für alle UNIX-Architekturen), falls das Programm noch nicht von anderen Programmen verwendet wird.
passwd
[no]passwd
Bei der Installation von EtherShare wurde automatisch ein neues Adressbuch als leere UNIX-Textdatei mit Namen "addressbook" im Verzeichnis "$ESDIR/conf" angelegt. Sie können der Liste mit dem Befehl Neue Adresse- aus dem Programm HELIOS Mail neue Adressen hinzufügen. Wenn Sie das Adressbuch verwenden, sehen Sie zusätzlich zu den manuell (über den Befehl Neue Adresse-) eingegebenen Benutzern auch alle Benutzer Ihres UNIX-Host einschließlich des Benutzers "root". Setzen Sie den Schalter nopasswd, um dieses Verhalten abzustellen und stattdessen im Adressbuch nur die manuell eingegebenen Adressen zu sehen.
Die Vorgabe für diesen Schalter ist passwd.
officialname
officialname=name
name
ist eine Zeichenfolge, die den offiziellen Namen (Name des UNIX-Mailservers) Ihres Host enthält. Dies ist der Name, den die Benutzer anderer Systeme in ihre Mailadresse mit eingeben müssen, wenn sie Sie erreichen möchten. Er besteht aus dem Namen (beispielsweise dem Hostnamen "osiris") und der Domain, in der sich der Host befindet (beispielsweise "helios.de").
Die Vorgabe für name setzt sich aus der Verkettung des Namens Ihres Hosts und seinem Domainnamen (beispielsweise "osiris.helios.de") zusammen.
addresses
addresses=filename
filename
ist der Name einschließlich des Pfads einer Datei, die eine Liste von E-Mail-Adressen enthält. HELIOS Mail kann auf diese Liste zugreifen und pflegt sie. Sie können diese Liste verwenden um Zeit zu sparen, wenn Sie häufiger Post an dieselben Leuten versenden möchten.
Die Vorgabe für filename ist
"$ESDIR/conf/addressbook".
mailer
mailer=mailerpgm
mailerpgm
ist der Name einschließlich des Pfads des UNIX-Programms, das zum Versenden von Post verwendet wird. Sie sollten normalerweise das Programm "sendmail" dafür verwenden. In einigen Fällen müssen Sie jedoch stattdessen "/bin/mail" benutzen. Trotzdem können Sie mit dem Mailprogramm auf Probleme stoßen, wie beispielsweise die fehlende 8-Bit-Transparenz. Für das Versenden von Post mit länderspezifischen Zeichen wie beispielsweise Umlaute benötigen Sie die 8-Bit-Transparenz. Eine zum Mailserver gehörende Tabelle für die Zeichenumwandlung ermöglicht es Ihnen, Nachrichten mit Umlauten auch an UNIX-Benutzer zu senden (lesen Sie bitte 6.3.2 "Text-Vorgaben").
Die Vorgabe für mailerpgm ist "/usr/sbin/sendmail".
autologin
[no]autologin
Wenn Sie das Feld Benutzer Name sichern im HELIOS-Anmeldefenster anwählen, merkt sich das Programm HELIOS Mail Ihren Namen sowie die Zone und den Namen des Mailservers, den Sie verwenden möchten (lesen Sie bitte 6.4 "Konfiguration der Verbindung"). Beim nächsten Start von HELIOS Mail müssen Sie dann nur noch Ihr Kennwort eingeben. Wenn Sie sich zuvor schon beim EtherShare-Dateiserver desselben Host angemeldet haben, dann müssen Sie Ihren Namen und Ihr Kennwort weder für den Mailserver noch die "Benachrichtigungsfunktion bei Posteingang" eingeben. Dies ist einerseits sehr bequem, birgt andererseits aber ein Sicherheitsrisiko, wenn Sie Ihren Macintosh mit auf dem Schreibtisch liegenden Volumes unbeaufsichtigt lassen. Auch wenn Sie das Programm HELIOS Mail bereits beendet haben, können andere Personen es erneut starten und haben so Zugang zu Ihrem elektronischen Briefkasten ohne ein Kennwort eingeben zu müssen.
Setzen Sie den Parameter noautologin, um HELIOS Mail dazu zu veranlassen, bei jedem Anmeldevorgang nach einem Kennwort zu fragen. Dies ist vergleichbar mit dem Nichtauswählen des Feldes Benutzer Name sichern im Anmeldefenster von HELIOS Mail, gilt jedoch für alle Benutzer auf dem Host. Um die Eigenschaft noautologin zu verwenden, vergessen Sie nicht, immer das Feld Kennwort sichern im selben Fenster zu deaktivieren.
Die Vorgabe für diesen Schalter ist autologin.
TCP/IP
pcmail port
port=2001 (oder andere Werte)
Sie müssen die Servicenummer (engl. port) für pcmail festlegen. Die vorgegebene Nummer lautet 2001.
vacation
vacation=file
Das UNIX-Programm "Vacation" wird benötigt, wenn Sie die Option "Urlaubsmitteilung versenden" von HELIOS Mail verwenden möchten. Zu Einzelheiten des Programms "Vacation" und zu der Datei ".vacation.msg" lesen Sie bitte die entsprechenden Seiten im UNIX-Handbuch.
14.4 Der POP3-Server
EtherShare 2.6 enthält einen POP3-Server, so dass es möglich ist, außer HELIOS Mail auch andere Mailclient-Programme mit dem Mailserver auf dem UNIX-Host zu verwenden.
Konfiguration
Um diese Eigenschaft zu nutzen, müssen Sie das Kontrollfeld "TCP/IP" auf dem Macintosh-Client aktivieren. In dem Einstellungsfenster "TCP/IP" müssen Sie die Konfigurationsmethode für die IP-Adresse festlegen, z.B. "DHCP Server". Dies wird jedoch in den meisten Fällen von Ihrem Systemadministrator festgelegt. Das Mailclient-Programm muss ebenfalls konfiguriert werden. Sie müssen den Namen des Hosts eingeben, auf dem EtherShare als POP3-Server läuft. Beachten Sie bitte, dass je nach Programm der POP3-Server als "Email Account", "POP Account" oder "Mail-Server" bezeichnet wird.
Sockets
Für die interne Kommunikation verwendet EtherShare bestimmte TCP-Sockets, die verfügbar sein müssen. Sonst können bestimmte EtherShare-Dienste nicht bereitgestellt werden und eine entsprechende Fehlermeldung wird ausgegeben.
Für den EtherShare-Mailserver, der POP3-, POPPASSD-, und PCMAIL-Dienste zur Verfügung stellt, muss sich der Prozess "mailsrv" mit bestimmten Sockets verbinden können, damit POP-Clients korrekt kommunizieren können. Im Folgenden finden Sie eine Liste der Sockets, die auf dem Server verwendet werden:
Service socket

poppassd 106/tcp
pop3 110/tcp
pcmail 2001/tcp
Sie können verfügbare und bereits verwendete Sockets überprüfen, indem Sie die Inhalte der Datei "/etc/services" und die Ausgabe des Programms "netstat -a -n" kontrollieren.
Überprüfen, ob der HELIOS POP3-Server läuft
Um zu überprüfen, ob der HELIOS POP3-Server läuft, können Sie folgenden Befehl unter UNIX eingeben:
telnet localhost 110
Der Server gibt folgende Antwort:
+OK HELIOS POP3 Mail Server <...> ready
Geben Sie den Befehl quit ein.
Wenn Sie eine andere Antwort als die oben angezeigte erhalten, dann war bereits ein anderer Mailserver aktiv, bevor HELIOS Mail gestartet wurde. In diesem Fall kann HELIOS Mail den Socket nicht verwenden, bemerkt den anderen Mailserver und startet nicht.
Passwords
Das POP3-Protokoll erlaubt unverschlüsselte und verschlüsselte Kennworte. Wenn Sie verschlüsselte Kennworte verwenden möchten, müssen Sie sicherstellen, dass Ihr UNIX-Host entsprechend konfiguriert ist. Die Benutzer müssen mit dem Programm "afppasswd" angelegt worden sein. Sie erhalten eine Fehlermeldung vom Client, wenn der Server nicht korrekt konfiguriert wurde. Für weitere Informationen lesen Sie bitte 9.5 "Benutzer und Gruppen".

© 2002 HELIOS Software GmbH